Hier spricht der Architekt

Manfred Faber plaudert „aus dem Nähkästchen

Fiktive Begegnungen mit dem Architekten

Der gutgekleidete, selbstsichere Mann auf dem Bild der Baustelle der Aluminiumfabrik in Grevenbroich im Juli 1919 ist wahrscheinlich der 39jährige Architekt Manfred Faber. Das andere Bild derselben Baustelle soll ihn in Mantel und Hut während der Betrachtung von Bauplänen zeigen.

Obwohl letzte Gewissheit zur Identität der abgebildeten Person fehlt, tut es gut, davon auszugehen, dass diese Fotografien ihn tatsächlich für immer festgehalten haben könnten: Der große Architekt (leider) ganz klein!

Fotomontage mit Manfred FAber auf der Treppe des Hauses in der Robert-Koch-Str.
© Foto/Idee: Ingrid Blom-Böer 2021/Detail Manfred Faber, gemeinfrei,
© Gestaltung/Montage: Annette Wolf 2021

„Ich gebe es zu: Hier stehe ich ziemlich selbstbewusst vor dem Einfamilienhaus in der Robert-Koch-Straße 59 in Lindenthal. Gebaut nach meinen Entwürfen 1934-1935 habe ich hier einige Elemente
verarbeitet, die auch in anderen Projekten eingeflossen sind: Runde Ecken und runde Fenster: Gerade noch ist eins über dem auskragenden Dach zu sehen. Das Haus ist – wie ich meine – ein
gelungenes Beispiel für „Neues Bauen“, eine Stilrichtung, die ich relativ individuell geprägt habe: Ohne Schnickschnack, mit klarer Aussage!“

Fotomontage mit Kindern auf einer Treppe in der Naumannsiedlung
Die Photographische Sammlung/SK Stiftung Kultur/Dauerleihgabe GAG Immobilien AG, Köln © VG Bild-Kunst, Bonn/Detail Manfred Faber, gemeinfrei.
© Idee: Ingrid Blom-Böer 2021, © Gestaltung/Montage: Annette Wolf 2021

An einem Sommertag in der Naumannsiedlung, 1931, Begegnung mit Manfred Faber(MF)
„Mädchen: Wer sind Sie?
MF: Ach, hallo Kinder. Ich bin Manfred Faber, der Architekt dieser Siedlung.
Mädchen: Haben Sie das hier gebaut? Ganz allein?
MF: Nein, das habe ich mit drei Kollegen gemacht. Das war ein gutes Stück Arbeit, aber wir können stolz darauf sein. Wie gefällt es euch denn hier?
Mädchen: Sehr gut! Wir haben eine schöne Wohnung und können, wenn die Wäsche nicht gebleicht wird, auf der Wiese spielen. Wohnen Sie auch hier?
MF: Nein, ich wohne in Ehrenfeld, aber auch in einem Haus, das ich selber gebaut habe.
Mädchen: Haben Sie denn viel gebaut in Köln?
MF: Nun ja, ich habe in der Tat in verschiedenen Stadtteilen, oder Veedeln, wie man in Köln sagt, Siedlungen und Einfamilienhäuser gebaut. Die „Märchensiedlung“ in Holweide wäre was für euch:
Man kann hier herrlich durch Straßen spazieren, die nach Märchen benannt wurden. Ihr könnt dann mal schauen, wieviele Märchen ihr kennt!
Mädchen: Oh, das ist eine schöne Idee. Das sagen wir unseren Eltern. Auf Wiedersehen!
MF: Auf Wiedersehen!“

Fotomontage: Manfred Faber schaut aus einem Fenster in der Naumannstr. 18
© Foto: Rob Herff 2021/Detail Manfred Faber, gemeinfrei,
© Idee: Ingrid Blom-Böer 2021, © Gestaltung/Montage: Annette Wolf 2021

Interview der Kölnischen Zeitung mit dem Architekten Manfred Faber 1931

Kölnische Zeitung (KölZ): Herr Faber, herzlichen Glückwunsch zur Fertigstellung der „Siedlung Riehl“!
Manfred Faber (MF): Ich danke Ihnen!
KölZ: Schön, dass Sie Zeit für uns haben.
MF: Gern doch.
KölZ: Oberbürgermeister Konrad Adenauer hat sich dafür eingesetzt, dass die Siedlung gebaut wurde. Warum er höchstpersönlich?
MF: In der Tat. Der Oberbürgermeister wollte es den Angestellten der Ford-Fabrik im Kölner Norden ermöglichen, nach Feierabend schnell zuhause zu sein.
KölZ: Da bot sich das Grundstück der ehemaligen Sand- und Kiesgrube in Riehl an. Baulich gesehen
keine einfache Aufgabe, oder?
MF: Da haben Sie recht. Der Bauuntergrund besteht aus dem Treibsandboden eines früheren Rheinarmes und die Fundamente mussten wir somit in stark armiertem Beton herstellen. Es gab,
aufgrund der Baggerarbeiten verschiedene Höhenunterschiede, die auch heute noch leicht auszumachen sind und mittels Treppen überwunden werden können.
KölZ: Sie haben einen speziellen Beton eingesetzt. Was hat es damit auf sich?
MF: Die Mischung macht es, wissen Sie! Sie enthält Anteile aus Bims- und Lavarohmaterial und ist besonders preiswert, was ja in dieser Zeit sehr gelegen kommt.
KölZ: Genau genommen ist die „Siedlung Riehl“ Teil einer größeren Idee. Können Sie das präzisieren?
MF: Der Plan des Oberbürgermeisters in Riehl eine Siedlung zu bauen, hat alles mit der günstigen Lage zu tun. Hier sollen die arbeitenden Menschen nach Feierabend ein angenehmes Zuhause
vorfinden und Möglichkeiten der Entspannung im ZOO und am Rhein haben. Die fußläufig erreichbaren Schrebergärten an der Boltensternstraße dienen der Selbstversorgung.
KölZ: Von der ansprechenden Außengestaltung sind wir bereits überzeugt: Die Wohnungen sollen aber echte „Raumwunder“ sein. Wir freuen uns mit Ihnen, einen Blick in eines der Wohnungen
werfen zu dürfen und danken Ihnen für das Gespräch.
MF: Vielen Dank für Ihr Interesse; ich öffne Ihnen gern die Tür.

© Foto/Idee: Ingrid Blom-Böer 2021/Detail Manfred Faber, gemeinfrei,
© Gestaltung/Montage: Annette Wolf 2021

„Es ist erstaunlich, wieviele Menschen gerade dieses Projekt selber in Augenschein nehmen wollen. Das fällt mir immer wieder auf, wenn ich einen Blick vom ersten Stock auf die Straße werfe.
Da auch die Architektur nicht immer alles neu erfinden muss, haben ich und meine Kollegen uns Anregungen in den Niederlanden geholt, wo der Siedlungsbau schon sehr fortschrittlich ist.
Die Siedlung Höninger Weg/Walberberger Straße wurde auffällig farbig gestaltet, was hauptsächlich meine Idee war und von mir an den Eckbauten Walberberger Straße realisiert werden konnte. Der größere Teil der Siedlung erstreckt sich allerdings entlang der Straße Höninger Weg und der Projekttitel „Frontmeter“ war geboren! Der Begriff bezieht sich in unserem Metier auf die an einer Straße erschlossenen Grundstücke zur Berechnung der Gesamtkosten der
Straßenreinigung: Die Eckbauten haben davon nicht so viel, aber die
Bebauung am Höninger Weg umso mehr!“

 Als PDF sichern