Da uns leider keine Unterlagen zur festlichen Übergabe der Naumannsiedlung vorliegen, beginnen wir den Einstieg in die Spurensuche Manfred Fabers mit dieser fiktionalen Szene. Wer weiß, ob sie sich nicht doch so oder so ähnlich abgespielt hat …..
Applaus. Vier Herren im Anzug nehmen ihn 1930 höflich entgegen und freuen sich über die Fertigstellung des gemeinsamen Projekts in Köln. Im Stadtteil Riehl haben sie eine Siedlung erbaut, an der sich vor allem ihr Planer und Hauptarchitekt, Manfred Faber, sichtlich erfreut. Nicht nur, weil die Arbeit mit seinen Kollegen Fritz Fuß, Hans Heinz Lüttgen und Otto Scheib geglückt ist, sondern auch, weil es jetzt den deutlich einkommensschwächeren Menschen vergönnt ist, mit – wie man in Köln sagt – „Lich, Luff un Bäumcher“ zu leben.
Der Auftrag seiner Arbeitgeberin GAG, Wohnungen für Familien aus dem Arbeiter-, Handwerker- und Angestelltenmilieu zu bauen, wurde erfüllt. Eine Aufgabe, die unter seiner Leitung zu einem architektonisch einheitlichen Bild geführt hat, was – bei aller Liebe – mit den durchaus eigenwilligen Kollegen nicht immer einfach war! Das Projekt wurde dennoch innerhalb einer Bauzeit von ca. drei Jahren umgesetzt.
Modernes Bauen ist nicht nur etwas für gutbetuchte Bauherren, wie das Quartett dem sichtlich beeindruckten Gremium zeigen kann.
„Wer weiß, ob die ‚Siedlung Riehl‘ nicht eines Tages als wahres Schmuckstück gewürdigt wird“, denkt Faber. Na ja, das soll die Zukunft zeigen und es geht letztlich nicht um ihn, sondern um seine Arbeit. Hauptsache, die Stadt Köln weiß, was sie an ihm hat!
Seit 1918 ist er Mitglied im Architekten- und Ingenieurverein sowie im Bund Deutscher Architekten. Eben gerade ist er dem Deutschen Werkbund beigetreten. Nein, er kann sich nicht beklagen und sich seine Arbeit und Bauherren aussuchen: Eine sehr komfortable Situation. Ja, er schätzt sich glücklich, Architekt im Rheinland zu sein.
Oberbürgermeister Konrad Adenauer, der höchstpersönlich und gegen Bedenken aus der Bevölkerung den Bau der Siedlung entschieden hat, hat ihn bereits erspäht. Die festliche Übergabe kann beginnen!